1858-1896 |
Nähmaschinenfabrik Bernhard Stoewer |
1896-1933 |
Nähmaschinen- und Fahrräder Fabrik Bernhard Stoewer Aktiengesellschaft |
Bernhard Stoewer machte sich 1858, damals 24 Jahre alt, selbständig
und eröffnete in Stettin eine Reparaturwerkstatt. Noch im selben Jahr
begann die Herstellung von Nähmaschinen. Die Geschichtsschreibung sollte
später feststellen, dass dies die Gründung der zweitältesten
Nähmaschinenfabrik Deutschlands darstellte. Aller Anfang ist schwer
- das gilt auch hier. Im Gründungsjahr wurden ganze 3 Nähmaschinen
hergestellt, die Belegschaft bestand neben dem Firmengründer noch aus
3 Mechanikern und einem Lehrling. Die Nähmaschine war zu dieser Zeit
noch nahezu unbekannt, die Nachfrage aus der Zunft der Schneider entwickelte
sich langsam, aber stetig. Die Vorteile der Nähmaschine gegenüber
der reinen Handarbeit mussten sich erst herumsprechen. Im Jahre 1865 wurden
schon 200 Nähmaschinen gefertigt, 1875 waren es dann 1200 Stück,
die Mitarbeiterzahl war inzwischen auf 250 gestiegen. 25 Jahre nach Betriebsgründung,
im Jahre 1883, wurden von 1000 Mitarbeitern 18.000 Nähmaschinen gefertigt.
Der Höhepunkt der Nähmaschinenproduktion waren die Jahre 1905 bis
1913, als jährlich jeweils mehr als 70.000 Nähmaschinen produziert
wurden.
Bereits 1893 wurde die Fahrradproduktion aufgenommen. Bernhard Stoewer bewies bei dieser Entscheidung wiederum sein Gespür für Produkte, die in der Bevölkerung noch neu und unbekannt waren, später aber sehr populär werden sollten und dem Fabrikanten gutes Geld in die Kassen spülten. Das Gleiche gilt für die Aufnahme der Schreibmaschinenproduktion 1903. Die unten abgebildete Zeitungsannonce stellt sehr schön auf einen Blick die 3 Hauptprodukte der Bernhard Stoewer AG dar. Daneben wurden zeitweise noch die verschiedensten Produkte hergestellt, z.B. Werkzeugmaschinen, Wasch- und Wringmaschinen und Sulkies für den Pferdesport.
Bedingt durch den 1. Weltkrieg sanken die Produktionszahlen in den 3 Produktionzweigen
rapide ab. Insbesondere bei den Nähmaschinen, dem Rückgrat der
Stoewer Fabrikation, konnte in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg die Produktivität
nie mehr an alte Zeiten anknüpfen. Gründe waren vor allem die
immer stärker werdende in- und ausländische Konkurrenz und die
Wirtschaftskrisen in den 20er Jahren, wodurch die Kaufkraft der Bevölkerung
sank. Die Fabrik war mittlerweile zu groß geworden, als dass man die
Krisenjahre noch hätte überstehen können. 1930 ging nichts
mehr, die Liquidation wurde eingeleitet und 1933 erlosch die Firma.
Insgesamt wurden 1.868.500 Nähmaschinen, 310.000 Fahrräder und 134.600 Schreibmaschinen hergestellt. 1931 wurde die Nähmaschinenfertigung an die Firma Adolf Knoch in Saalfeld in Thüringen verkauft. 1938 erwarben die Bielefelder Falter-Werke das Recht auf den Namen "Stoewer's Greif" und produzierten fortan Fahrräder unter diesem Namen. In den 50er Jahren wurden auch Mopeds und Leichtmotorräder unter dieser Bezeichnung hergestellt. Das letzte Stoewer's Greif Fahrrad wurde 1999 in Bielefeld gefertigt. Die Rheinmetall-Werke in Sömmerda in Thüringen übernahmen einen Teil der Schreibmaschinen- produktion. Nachfolgend noch einige Werbeanzeigen bzw. Abbildungen aus Prospekten. |